30. Mai 2016

Lebenszeichen

Die Tage, ich will sie eigentlich gar nicht zählen. Aber dann denkt man
doch daran, dann trift mich der Gedanke, dass es halt doch schon fünf vor 12 ist.
Ich will altes wieder in die Arme schließen, aber neues nicht loslassen.
In Island ist Sommer, Sonne, Sonnenschein (klopf auf Holz). Löwenzahn und Gras sprießen, die Häuser werden repariert. Kinder verbringen die hellen Abende draußen, kaum einen hält es noch in Haus. Draußen zwitschern Vögel, lachen Kinder. Es riecht nach Grill und das Gefühl dass die Sonne noch lange nicht verschwinden wird, selbst jetzt wo es schon halb neun am Abend ist ist toll.
Ich kann meine Gefühle zu diesen Wochen hier, den letzten gar nicht richtig in Worte fassen. Die Achterbahn der Gefühle, sie hört nicht auf zu fahren. Es geht von, oh ich will nicht fahren zu oh ich vermisse Deutschland schon ganz schön.

Auf die Frage,wann fährst du denn  folgt gleich das “du kommst uns einfach ganz schnell wieder besuchen!”

Ein kleines Lebenszeichen von mir aus dem Norden, ich melde mich wieder. Hab noch einiges zu erzählen, aber leider viel zu wenig Zeit um es in Worte zu fassen!
               

5. Mai 2016

59.Velkomin heim

Ich sitze auf unserer Terrasse und gucke Sonnenuntergang überm Fjord.
Diese Terrasse misst einen Quadratmeter und es ist noch lange kein richtiges Draußen-sitz-Wetter, aber man nimmt, was man bekommt. Lopapeysa, Wolldecke und kalte Finger inklusive.
Je näher ich dem Ende komme, desto mehr gewinne ich mein Leben hier lieb, desto mehr merke ich, was ich hier überhaupt habe.
Vier Tage habe ich in Kopenhagen verbracht, mit meiner isländischen Klasse. Vier Tage Stadt, vier Tage Deutschland zum Greifen nah. 
Ich habe gemerkt, wie sehr ich mein Berlin, als Stadt wirklich vermisse, wie schön es ist, dass die Menschen um dich herum dich mal nicht kennen.

Und dann von fast Zuhause sind wir wieder ins Flugzeug gestiegen, nach Hause.
Über norwegische Fjorde und verschneite Färöer ging es nach Island.
Der erste Blick eine lange Küste, dann direkt über den Eyjafjallajökull.
Den berühmt berüchtigten Vulkan, den kaum einer außerhalb Islands richtig aussprechen kann. Unerwartet tauchten dann am Horizont die Vestmannaeyjar auf. Eine Inselgruppe vor der Südküste. Still auf ruhigem Wasser liegend, als würde man auf ein Poster gucken. Das Glitzern des Sonnenlichts auf den winzig kleinen Hausdächern zu erkennen.

Durch vom Sonnenuntergang orange gefärbte Wolkenfetzen begannen wir Richtung Erde nieder zu sinken.
Das Licht spiegelte sich auf Wasser, bricht sich auf dem Flugzeugflügel.
Nieder auf moosigen Boden.

Schon lange sage ich zuhause, wenn ich von meinem Fjord spreche, aber an diesem Abend hat mich dann das Gefühl so überkommen, dass ich nur noch mit Tränen in den Augen am Fenster saß.
Wir treten in die Ankunftshalle hinaus. Ich sage: guck mal, hier waren wir vor acht Monaten auch. der andere Skiptinemi hier sagt, guck mal da saßen wir dann, da war der Bus.
Shit denke und sage ich. Shit sagt er und dann schweigen wir.
Vor acht Monaten mit Hoffnungen und Träumen im Gepäck bin ich hier gelandet.
Ins kalte Wasser geworfen, alles neu.
Jetzt trete ich aus den selben Türen, Isländisch sprechend, zusammen mit Isländern, die ich mittlerweile Freunde nennen kann.

Die Stewardess sagt 'Welcome to Iceland, enjoy your stay.' das hab ich vor 8 Monaten verstanden, damit hab ich mich angesprochen gefühlt.
Und dann 'velkomin heim'. Willkommen zu Hause. 
Und so fühle ich mich heute.
















Lily


14. April 2016

58. Frühling in Reykjavík, irgendwie.

In den Osterferien war ich in Reykjavík, es war grau, es hat geregnet, nicht nur son bisschen, sondern so richtig, von allen Seiten gleichzeitig, unter die Kapuze, durch die Socken, voll in die Fresse, wie der Berliner in mir es formulieren würde, aber halt so richtig.
Aber wisst ihr was, es war trotzdem schön, ich war zusammen mit wunderbaren Leuten, war in meinem Lieblingscafé, in einer Museumsausstellung, in der man schaukeln darf und dann in der Harpa, dem Konzerthaus von Reykjavik. Im ersten Stock stehen gemütliche Polsterbänke, für jeden zugänglich, gratis, mit Blick aufs Meer. An dem Tag hatte es eine wunderschöne Farbe, Türkis, wild. Am Abend hatten wir Pizza, dann einen Film.
Trotzdem schön also.
Und am Tag darauf war ich immer noch in Reykjavík, und die Sonne schien, aber so richtig, voll in die Fresse halt. Und das hat so glücklich gemacht. Selbst als es dann angefangen hat zu regnen, war es schön, die Sonne hat weiter geschienen, während wir bei 7.1 Grad durch prasselnden Regen gelaufen sind.
7.1 Grad! Schreibe ich meiner Mama, DAS ist Frühling,
7.1 Grad... Antwortet sie, mit traurigem Smiley.
Diese verwöhnten Festländer.
Im Tjörnin haben wir ne Frau gesehen, die geschwommen ist.
Diese verrückten Isländer.
Wieder war ich mit wunderbaren Leuten in meinem Lieblingscafé, danach dann auf einem Secondhand Event.
Auf dem Weg, zurück an meinen Fjord sah man dann den Snæfellsjökull in der Ferne, ganz klar die ganze Halbinsel eigentlich. Island ist echt unfassbar schön, ich glaub meine Verzückung darüber wird auch nicht mehr weniger werden.

Die Moral von der Geschicht, guckt um euch herum, vergesst nicht, was ihr habt und nehmt 7.1 Grad und Sonnenschein nicht für selbstverständlich. Am Tag darauf hat es in Reykjavík wohl geschneit.
Ich hoffe es geht euch gut dadrüben.
Lily








Lily


4. April 2016

57. Verwöhnte skiptinemar

Laut Afs sind wir eine ziemlich verwöhnte Gruppe in Sachen Wochenend Trips, ich gebs zu, mir gefällts.
Nach dem größten Grundschulball Islands (dazu bald mehr)  kam ich spät in der Nacht in Laugar, nur 10 Minuten von meinem Fjord an. Ein Familienwochenende, welches als erster Testlauf von meiner Gastmutter organisiert wurde. Es waren zwar nicht viele Familien da, auch nicht alle Schüler, aber zusammen war es sehr gemütlich. Samstag sind wir auf eine Elfen Kirche, einen Hügel in der verschneiten Landschaft geklettert.Es war sehr rutschig und vorbereitet, wie ich bin hatte ich nur meine halbhohen Chucks und keine Handschuhe. Der Blick von oben war wunderschön, bis zum Fjord konnte man gucken, die Berge ließen alles klein erscheinen. Auch wenn ich die Gegend gut kenne, so etwas ist echt außergewöhnlich. Meine Kamera hatte ich nicht dabei, da müsst ihr selbst kommen! Runter sind wir dann auf so kleinen Plastikscheiben gerutscht und unten angekommen wurde und dann eine Saga aus der Umgebung erzählt.

Danach sind wir schwimmen gegangen, in einem natürlichem Heitta pottur. Kein Chlor, nicht sehr heiß, aber so schön. Zum Pool sind wir in Schwimmsachen, Schuhen und Winterjacke gelaufen, nackte Beine, sah schon sehr lustig aus!
Für den Abend haben wir ein Theaterstück mit dem Namen: Schneewittchen und die acht Skiptinemar vorbereitet. Es war sehr lustig. Sehr, sehr lustig.

Am Ende sagen zu können, wir sehen uns nächstes Wochenende war schon toll. Denn am darauffolgendem Wochenende ging es früh über die Berge, um zu den Leuten, die im Kleinbus aus dem Norden kamen zuzusteigen. Im Afs office in Reykjavik haben wir dann alle anderen getroffen, uns umgezogen, hübsch gemacht. Denn dann ging es nach Bessastaðir, the white house of Iceland, um den Präsidenten zu treffen.
Ólafur Ragnar Grímson, von Isländern genannt Ólafur Ragnar, von mutigen Neuseeländern auch schon mal Pabbi, ist schon seit 20 Jahren Islands Staatsoberhaupt und empfängt jedes Jahr uns Skiptinemar. Im Kreis haben wir uns auf Isländisch vorgestellt, mich hat er dann noch weiter gefragt, wo in Deutschland ich denn wohne, Berlin sage ich und dann als er noch fragt wo ich hier auf Island wohne antwortet er, wie die meisten "schon ne ziemliche Umstellung". nach meiner darauf folgenden  Antwort, auf Isländisch hat er gesagt, dass mein Isländisch sehr gut ist. Da war ich schon sehr stolz.

Wir sind durften uns dann auch noch im ganzen Haus umgucken, Geschenke aus ganzer Welt, ein Eisbärenfell, ein antikes Schwert und noch mehr gab es zu beschauen.
Gleich von dort ging es dann durch windige, regnerische Landschaft auf die Halbinsel Snaefelsnes, nach Stykkishólmur.
Eigentlich war eine große Rundfahrt am nächste Tag geplant, da das Wetter aber so schlecht war konnten wir nur ins Haimuseum fahren. Eine Farm, auf der Eishai, also der fermentierte Hai, genannt Hákarl hergestellt wird. Uns wurde dann viel über die Produktion erzählt, haben "frischen " Hai zum Probieren bekommen.
Auch wenn es ganz anders geplant war, war es doch ein schönes Wochenende, wir waren noch Schwimmen, hatten Austauschrunden, habe Briefe geschrieben und immer wieder Gespräche über die Zeit, die so schnell vergangen ist, die wenigen Monate die noch bleiben.
Es ist komisch zurückzublicken, auf all die Wochenenden, die wir zusammen hatten, die jetzt so fern scheinen.
Wisst ihr noch, vor 7 Monaten, als wir noch so schlank und braun hier auf dieser Insel strandeten?
So viel ist passiert, die Worte dafür kann ich nicht finden.
Hinter mir so viel, in so kurzer Zeit, vor mir so wenig, dass schon fast mehr Sinn es in Wochen auszudrücken.
Noch ein paar schöne Tage in Island, wünscht der afs Mitarbeiter aus Deutschland, mit dem ich über meinen Heimflug geschrieben habe.
Es ist ein Déjà-vu. Zu merken, was und wen man vermissen wird, nur, dass es dieses Mal keine zehn Monate werden.





















8. März 2016

56. Eine Brise Frühling

Es fühlte sich für 3 wunderschöne Tage so an, als wäre Frühling.
Ich wusste er würde nicht bleiben und hatte damit recht, aber wie gut es doch tat. Diese Sonnenstunden, die ich zum größten teil draußen verbracht habe. Zart-rosa Sonnenaufgänge, spiegelglattes, klares Wasser, Vögel und Sonnenuntergänge.
Jetzt liegt der Schneematsch wieder. Schön wars.


















Lily